Gelbe Tonne - Das Bessere Müllkonzept - Vermeiden Statt Verbrennen e. V.

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Gelbe Tonne


Unser Kommentar/unsere Position im Jahr 2010 zum Thema
Wertstoffhof contra gelber Sack/gelbe Tonne

Alles in den gelben Sack – wird ja eh alles verbrannt. Ist das die Ansicht der Bürger des Kreises BB? Mitnichten. 1.091 von ihnen wurden befragt und zeigten sich zufrieden mit dem heutigen System der Wertstofftrennung und Abgabe auf den Wertstoffhöfen (Bringsystem). Freilich war auch einen Hang zum gelben Sack bzw. zur gelben Tonne zu erkennen (Holsystem). Mehr als die Hälfte der Befragten (also auch etliche derjenigen, die mit dem derzeitigen Bringsystem zufrieden sind, antworteten mit Ja auf folgende Frage: Wäre Ihnen ein Holsystem mit gelber Tonne oder gelbem Sack insbesondere für Kunststoffverpackungen und Tetrapacks lieber?

Allerdings würden nur 22 Prozent der Befragten dafür auch eine deutliche Gebührenerhöhung von mehr als zehn Prozent der derzeitigen Müllgebühren akzeptieren. Der Rest möchte ein zusätzliches Hohlsystem nur, wenn es kostenneutral ist. Und da ein neuer Service wie die Abfuhr von gelben Säcken nicht kostenlos geboten werden kann, bedeutet dies, dass die große Mehrheit den gelben Sack nicht will und/oder nicht braucht.

Was also juckt die Kreistagsmitglieder (je nach Parteizugehörigkeit juckt es die oder den von der einen Partei mehr als die oder den von anderen Parteien), hier eine Baustelle aufzumachen, die keiner braucht? Wohl wissend, dass im gelben Sack so ziemlich alles landet, was wo anders (z. B. im randvollen Restmülleimer) gerade keinen Platz hat? Dass vieles davon nicht einmal ansatzweise einen Wertstoff darstellt? Da muss man nicht einmal die bereits legendäre tote Katze anführen, die irgendwo in Deutschland in einem gelben Sack entsorgt worden sein soll.

Sind der gelbe Sack bzw. die gelbe Tonne wirklich das Gelbe vom Ei? Eine Frage, auf die der nachstehende Leserbrief unseres ehemaligen Vorstandsmitglieds Klaus Ulbrich (dem zumindest in einer Zeitung des Kreises die Bedeutung einer Pressemitteilung zugemessen wurde) klare und logische Antworten gibt.

Beginn Leserbrief

Gelbe Tonne - Populismus der Kreispolitik zum Schaden der Umwelt und unserer Nachkommen
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Berichte, dass am Montag im Kreistag die Einführung einer gelben Tonne diskutiert bzw. beschlossen werden soll, lösen Bestürzung aus. Wir als kreisweite Bürgerinitiative im Abfallsektor haben in mehreren Schreiben die Kreisräte über die Sachverhalte informiert. Uns ist natürlich klar, dass viele Bürger, die z. B. heute durch Kauf von Getränken in Einwegplastikflaschen schwelgen, eine solche Tonne herbeisehnen. Es wäre aber die Aufgabe einer verantwortlichen Kreisabfallpolitik, hier administrativ Weichen zu stellen, um z.B. allen Bürgern den Kauf von Getränken in Mehrweggebinden nahe zu legen. Die Einführung von KFZ-Katalysatoren stieß anfangs auch auf Unverständnis bei vielen Bürgern (der Fahrtwind bläst doch meine Auspuffgase weg), wurde aber durch verantwortliche nachhaltige Politik eingeführt.

Die Einführung einer gelben Tonne ist bequem und wird zweifellos von vielen Bürgern umjubelt.

Die Einführung ist aber mit allem Nachdruck abzulehnen, weil die gelbe Tonne Abfall anzieht.

Priorität jeglicher Abfallwirtschaftspolitik muss die Vermeidung von Abfall sein. Jegliche „Erleichterung“ einer „Entsorgung“ zieht Abfall an, vermehrt also die Abfallmenge. Nur wenn dem Bürger ersichtlich ist, wie viele Abfälle (auch potentiell verwertbare) er verursacht, entsteht Bewusstsein und Druck zur Minimierung, was dazu führt, dass er verpackungsaufwendige Produkte meidet und abfallarme Produkte vorzieht. Wir können den Bürger also nicht aus der Wertstoffhofsammelpflicht entlassen. Argumente von so manchem – ich habe viele Plastikflaschen und brauche eine gelbe Tonne - sind bedauerliche Bequemlichkeitsargumente.

Die Einführung ist aber mit allem Nachdruck abzulehnen, weil ein Holsystem zwar bequem für den Bürger ist, das aber das Problem nur unter den Teppich kehrt.

Es wäre bequem, daheim den Schmutz unter den Teppich zu kehren. Er ist dann vordergründig weg. Wir wissen aber, er ist noch da. Deswegen mach wir das nicht. Früher haben wir uns gefreut, wenn der Fahrtwind unsere Autoabgase und den Ruß wegwehte. Heute wissen wir aber, diese sind noch da und sie verursachen größte Probleme. Deswegen haben wir Katalysatoren und Feinstaubfilter. Wenn ein LKW kommt und z. B einen gelben Sack einsammelt, ist das bequem. Der Sack ist ohne Aufwand weg. Wir wissen aber, dass der vernichtete Rest ungleich höher ist als bei unserem Wertstoffhofsystem. Dieser Rest ist nicht weg, sondern nach dem Verbrennen als Schlacke und hochgiftiger Filterstaub zu einem erheblichen Prozentsatz noch da (ungleich höher als jetzt) und muss teilweise in Bergwerken eingelagert werden. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch diese voll sind. Das Problem wird so also nur vertagt. Deswegen sollten wir das nicht machen und bei unserem bewährten guten Wertstoffhofsystem (das Wertstoffe relativ sortenrein und sauber erfasst) bleiben und dieses noch verbessern.

Die Einführung ist aber mit allem Nachdruck abzulehnen, weil es gar kein funktionierendes nachhaltiges Holsystem mit der gelben Tonne gibt - es gibt kein Gebot zur stofflichen Verwertung.

Die Trennfirmen, bei denen das Holgut angeliefert wird, trennen und verwerten nicht das gesamte Holgut, sondern trennen und verwerten nur das, was sich lohnt. Rosinenpickerei. Der Rest wird vernichtet. Dieser Rest ist ungleich höher als bei unserem Wertstoffhofsystem, weil die Qualität der durch ein Holsystem gesammelten Wertstoffe wesentlich niedriger ist. Natürlich ist es technisch möglich, auch verschmutzte Wertstoffe zu bürsten und zu striegeln – es wird aber aus ökonomischen Gründen nicht gemacht.                                            

Wir hoffen, dass der Kreistag die Einführung der gelben Tonne in Begünstigung der Wertstoffhöfe und einer intensiven Öffentlicharbeit zur Abfallvermeidung ablehnt.

Ende Leserbrief


 Im Jahr 2012 (zwei Jahre nach unserer ersten Einschätzung) zeigt sich, dass unsere Bedenken richtig waren bzw. immer noch sind:

In der Kreiszeitung Böblinger Bote ist im März 2012 zu lesen, was wir vorhergesagt haben: Von den 36.000 Interessenten (Haushalten) für die gelbe Tonne (genauer: schwarze Tonne mit gelbem Deckel), die von der Uni Stuttgart 2009 mittels Umfrage prognostiziert worden waren, haben weniger als 2.500 die Tonnen angeschafft.

Wenn sich das in absehbarer Zeit nicht ändert, werden wohl die Tonnenbesitzer für die Abfuhr bald mehr als 3,50 € hinlegen müssen. Zumal sich auch die vom Abfallwirtschaftsbetrieb angenommene vierwöchentliche Leerungshäufigkeit als schöner Traum erwiesen hat. Und wenn dieser nicht vorsichtig gewesen wäre, indem er für seine Kalkulation nur 14.000 Interessenten annahm, wäre der Schlammassel noch größer.

 Im Jahr 2015 sieht die Situation so aus:

In den rund 36.000 Haushalten stehen rund 8.000 gelbe (oder seit einiger Teit: orange) Tonnen. Das Ziel des Abfallwirtschaftsbetirebs  ist 1.500 neue Tonnen pro Jahr.

 Am 05.07.2016 konnte man in der KREISZEITUNG Böblinger Bote einen Bericht von Michael Stürm lesen, Thema: "Hof gegen Tonne?"

Die Kreisräte diskutierten im Umwelt- und Verkehrsausschuss die Bilanz der Wertstoffabfuhr. Hier einige der Kernaussagen bzw. Erkenntnisse:

  • "Eine Erfolgsgeschichte sieht anders aus ". Gerade mal 10.000 Haushalte nutzen die orangene Tonne, kein Rückgang der Restmüll-Leerungen und eine Kostendeckung durch die Leerungsgebühren (derzeit noch 3,50 €) von gerade mal 26 Prozent. Mithin eine "hohe Subvention" durch die Müllgebührenzahler.

  • Forderung zur Abschaffung der Wertstoffhöfe und statt dessen eine kostenlose Wertstofftonne für alle. Kontroverse Diskussion.

  • Ziel des Landrates: 15.000 orangene Tonnen bis 2019. Keine Schließung der Wertstoffhöfe.


Fazit: auch wenn es 15.000 Tonnennutzer werden, was beileibe nicht sicher ist, wird dann die Quote, bezogen auf die Gesamtzahl der Haushalte , immer noch deutlich unter 50 Prozent. liegen.

 Am 14.02.2018 erschien in der KREISZEITUNG Böblinger Bote wiederum ein Bericht von Michael Stürm über die (einfache und mit viel Handarbeit verbundene) Wertstoff-Sortieranlage in Warmbronn, Überschrift: "Tag für Tag Wertstoffe zerpflücken". Die Überschrift des dazugehörigen Kommentars: "Tonne schlägt Sack".

Die ersten Sätze: "Wo bleibt der gelbe Sack? Die Rufe nach der einfachsten Entsorgung von Wertstoffen im Landkreis verstummen nicht." Es folgt ein Vergleich von gelbem Sack (nicht gut, weil so ziemlich alles drin ist, was nicht hinein gehört), oranger Tonne (schon besser) und bereits vorsortierter Abgabe der Wertstoffe auf dem Werststoffhof (am besten).

Der letzte Absatz: "Wo bleibt der gelbe Sack? Hoffentlich für immer aus dem Landkreis verbannt."

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